„Das
Reden tut dem Menschen gut, wenn er´s für sich selber tut“
(Wilhelm Busch)
Die
Augen kann man verschließen, die Ohren leider nicht. Lese ich einen
Satz, der zum Denken anregt oder gar damit droht, die Sofakissen des
geistigen Lebens, die eigenen Ansichten, durcheinander zu werfen,
kann ich den Blick abwenden und so tun, als sei nichts passiert.
Kriegt ja keiner mit. Aber wehe, es sagt einer was Gescheites.
Ausgeliefert, zum Nachdenken gezwungen, höchste Gefahr, von etwas
überzeugt zu werden, das Konsequenzen haben könnte, da Gedanken
immer mal wieder Lust bekommen, in den Alltag einzugreifen.
Gewohnheiten können angekratzt werden, auf dem Sofa wird es
unbequem. Im schlimmsten Fall wird Verständnis eingefordert.
Kommt
ein Wort an unser Ohr, ist es zu spät. Vorher schon muß ihm der Weg
verlegt werden.
Es
gibt Vokalvirtuosen, die es schaffen, einen Reden-Schirm
aufzuspannen. Treffen sie auf Mitmenschen in verfänglichen
Situationen, in denen ein Dialog droht, beginnen sie zu erzählen.
Mit der Ausdauer eines Föhns beim Haaretrocken weht dem Gegenüber
der Wortwind ins Gesicht, wahre Könner geben Öh-Geräusche von
sich, die hin und wieder unumgängliche Denkpäuschen lückenlos
überbrücken, kein Fremd-Wort kann den Frieden stören. Der
Dialogbereite verliert beim höflichen Zuhören den Faden, Argumente
verschwinden im Giftschrank der Nachdenklichkeit. Der Reden-Schirm
hat seinen Besitzer vor Schrecklichem bewahrt.