Mittwoch, 1. Mai 2013

Büchsenlicht

Man sollte Menschen nicht immer gleich für dumm halten, manche haben einfach nur öfter Pech beim Denken.“
Der Spruch hat mir auf Anhieb gut gefallen, meine Selbstachtung profitiert. In Diskussionen
wie auch am Schachbrett bin ich zeitweise vom Pech verfolgt, nehme es jetzt aber als atypisches Phänomen von singulärem Charakter wahr.
Ein Blick ins Küchenregal brachte mich auf die Idee, einen Vorrat an guten Ideen für Notzeiten anzulegen, übersichtlich sortiert und beschriftet wie Konservendosen, den Öffner stets griffbereit daneben. In politischen Debatten, einem intellektuellen Minenfeld, hilft die Dose „junge Erbsen mit Möhren“: Diplomatisches sowohl-als-auch, für jeden Geschmack erträglich, mit der Option, es könnte noch was Festes zum beißen kommen.
Früchtecocktail, gezuckert“: Ein paar Nettigkeiten in länglicher Büchse, damit es nicht zu plump wirkt. Fürs Schach eine Dose Billiggulasch mit abgelaufenem Verfallsdatum: Kein Wunder, daß ich verloren habe, so krank, wie ich mich fühle. Es ist in der Tat ausgeschlossen, einen gesunden Gegner mit ungetrübter Freude über die eigene Leistung zu besiegen. Und dann noch eine besonders große Dose, wenn auch verdächtig leicht, unbeschriftet, die ich mit den Worten Ich-hab-da-eine-Idee-muß-aber-nochmal-drüber-nachdenken vorzeigen kann. Wilhelm Busch schrieb dazu: „Und da das ganze ein Symbol, kann es nicht schaden, wenn es hohl.“
So kann die Erleuchtung im Notfall aus der Büchse kommen.

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