Der
Regisseur blättert im Drehbuch und sagt den Schauspielern, wie das
Leben spielen soll.
Es
gibt Drehbücher verschiedener Kategorien: Steht der Held mit dem
schönen Mädchen vor dem Traualtar, geht ein wohliges Raunen durchs
Publikum: Das Leben ist nicht immer so ungerecht, wie es uns die
Medien oft darstellen, die tröstliche Version. Brennt die Braut mit
dem Pfarrer durch, macht sich Heiterkeit breit, zumindest bei denen,
die Ähnliches noch nicht erlebt haben. Entschwindet der Pfarrer mit
dem Bräutigam, wird der Film als Kunstwerk auf einem Festival mit
einer Palme prämiert und anschließend im kommerziellen Giftschrank
weggeschlossen. Sehen will das keiner. Es gibt aber nicht nur
Regisseure. Viel größer ist die Zahl der Regietalente, die mit
einem Drehbuch im Kopf durchs Leben gehen.
Nur
selten stimmen Anspruch und Wirklichkeit überein, dauernd muß man
sich aufregen. Die Begabtesten retten sich im Krisenfall, wenn es
nichts zu meckern gibt, in den Konjunktiv. „Wenn Du die Wäsche
nicht gewaschen hättest, wäre ich jetzt stinksauer!“
(Tonfall,
als wäre sie noch schmutzig.) Ich halte es lieber mit dem
Philosophen Franz Beckenbauer, der zu unrecht als Regisseur
bezeichnet wird, weil er virtuos flexibel auf jede Spielsituation
reagiert hat: „Schaun´mer mal, dann sehn mer schon.“Der Mann hat
mit Sicherheit kein Drehbuch im Kopf. Könnten doch alle Regietalente
dieser Welt bei Film und Fernsehen unterkommen und mich mit meinem
geraden Fünfer in Ruhe lassen.