Montag, 6. Februar 2012

...WIE DICH SELBST

Meine altruistische Grundausbildung erhielt ich bei den katholischen Pfadfindern.
Daß sie nie zu einer Massenbewegung wurden, liegt vielleicht an der unzureichenden
Zahl von Omas und Blinden, die über die Straße geführt werden können. Da das
Motto „Jeden Tag eine gute Tat“ lautet, werden Hilfsbedürftige schnell zu Opfern der
Planerfüllung.
Aus allem kann man einen Wettbewerb machen, selbst aus Glaubensbemühungen. In
der christlichen Frühzeit standen meditierende Männer auf Säulen, deren Höhe
beständig zunahm, um einen Zuwachs an Frömmigkeit zu symbolisieren (Styliten
oder Säulenheilige genannt). Bis jemand erklärte, das sei Unsinn, ein Loch grub, und
sich meditierend hineinsetzte. Daraus entwickelte sich ein ganzer Berufszweig, der
einigen Regionen (z.B. Saarland, Ruhrgebiet) beträchtlichen Wohlstand brachte.
Ein kluger Kopf brachte Beten und Buddeln zusammen (ora et labora), begründete
damit das abendländische Klosterleben, dessen Tugenden auch die katholischen
Pfadfinder nachhaltig prägten.
Minder begnadete Religionspädagogen reden uns ein, Nächstenliebe bedeute, statt
behaglich am eigenen Daumen zu lutschen, den der Mitmenschen zu nehmen. Der
Einzug ins Himmelreich koste eben Überwindung. Dabei sind wir eine Gattung,
deren Nachwuchs jahrelange Betreuung braucht, es liegt in unserer Natur, uns um
andere zu kümmern. Kommt man diesem Bedürfnis nach, stellt sich Wohlbefinden
ein, ohne daß es einem schlecht wird.

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