Ein
menschliches Wesen, männlich oder weiblich, das sich auf einer
Bühne, im öffentlichen Raum, wohlfühlt, und mit allen Situationen
zurecht kommt, nennt man, als Kompliment gemeint, „Bühnenschwein“.
Wenn Männer besonders männlich wirken wollen, sagen sie
„Rampensau“, mit grollendem „R“ und zischender „Sau“, je
flacher der Witz, desto hoch das Gefühl.
Es
muß im letzten Kindergartenjahr gewesen sein, mein Sohn und ich
waren unterwegs, einkaufen im Supermarkt hinter dem Prinzenweiher.
Auf dem Weg zur Kasse kamen wir am Spirituosenregal vorbei. Ach ja,
einen Wodka würde ich gern mal wieder trinken, kam mir in den Sinn,
und ich streckte den Arm aus, der sofort von zwei kleinen Händen
gepackt und runtergezogen wurde. „NEIN PAPA, KEINEN SCHNAPS
KAUFEN“ Es war deutlich bis
hinter die letzte Thunfischdose zu hören. Vorhang auf, Licht an,
Riesenpublikum, Text vergessen. Erwartungsvoll grinsende Gesichter um
mich herum, man glaubt es nicht, wie viele Menschen sich im
Supermarkt zwischen zwei Regalreihen mal eben so aufhalten.
Das
breiteste Grinsen neben und etwas unter mir, meinen Arm festhaltend.
Versinken?
Verlockend,
aber auch innigstes Flehen kann den Boden unter mir nicht erweichen.
Da quiekt es leise und beruhigend in meinem Hinterkopf: In wievielen
Bierzelten und Mehrzweckhallen hast Du eigentlich in den
letzten zwanzig Jahren als Unterhaltungsmusikant allen Gefahren
getrotzt und tapfer jeden Witz belacht? Jetzt bist Du eben selber mal
einer, geht vorbei! Ich beginne ebenfalls zu grinsen, packe den Wodka
in den Einkaufswagen und schlendere lässig weiter zur Kasse, dabei
locker mit meinem Sohn parlierend. Das Publikum wendet sich
enttäuscht ab, etwas väterliche Verzweifelung hätte es schon sein
dürfen, vielleicht sogar ein Ausraster, aber ohne Gage ist eben
nicht mehr drin.
Ich
bin noch nicht mal rot geworden.
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