Dienstag, 10. Januar 2012

BIONIK

BIONIK
So nennt man es, wenn Erfindungen bei Mutter Natur abgekupfert werden und dann
in der technischen Zivilisation zum Einsatz kommen.
Wir fuhren durch ein abgelegenes Tal im Elsaß. Die Straße verlief am Rand, in der
Mitte schlängelte sich ein Bach durch dichtes Gestrüpp und hohe Gräser, die
durchaus für Schilf durchgehen konnten. Papa, ist das ein Moor? Fragte unser Sohn,
gerade in dem Alter angekommen, in dem man die Welt differenziert wahrzunehmen
beginnt. Ja, das ist ein Moor, deswegen gibt’s hier keine Bäume, der Boden ist hier
trügerisch weich, man versinkt sofort, wenn man von der Straße abkommt.
Meine Frau begann die Augen zu verdrehen, zum Glück herrschte kein Verkehr, der
uns zu einem Abstecher in den Sumpf hätte zwingen können, wenn die Fahrerin ein
eingeschränktes Sichtfeld hatte.
Papa, was machen die Kühe da am Bach, die können doch leicht versinken.
Mit dem Versinken begann die Glaubwürdigkeit meiner Erläuterungen, doch dann
konnte ich es sehen: Das sind keine gewöhnlichen Kühe, das sind Sumpfgrasbüffel.
Schaut man genau hin, erkennt man , daß ihre Hufe keine Abdrücke auf dem Boden
hinterlassen. Fische können im Wasser schwimmen, weil sie eine Schwimmblase
haben, mit Gas gefüllt, die ihnen gerade so viel Auftrieb verleiht, wie sie benötigen.
Die Sumpfgrasbüffel fressen das Sumpfgras, das dafür bekannt ist, starke Blähungen
zu verursachen. Und sie nutzen dieses Phänomen, um ganz dicht über dem Boden zu
schweben. Ein technisch begabter Mann hat das am Ende des 19. Jahrhunderts genau
beobachtet und so die Bionik begründet. Er hieß Ferdinand Graf von Zeppelin, und
ein aus dieser Beobachtung resultierender Geistesblitz hat ihm Weltruhm beschert.

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