Samstag, 7. Januar 2012

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER

Für meine nautischen Erfahrungen war meine Tante zuständig. Zuerst fuhr sie
mit meiner Schwester und mir in den Urlaub auf die Nordseeinsel Langeoog.
Da ich bis dahin nur in einem Schwimmring sitzend durch das
Nichtschwimmerbecken des Bürstädter Waldschwimmbads gepaddelt war, kam
die Überfahrt von der Küste nach der Nordseeinsel meiner aus einem Meer von
Büchern angelesenen Vorstellung von Kap Hoorn schon recht nahe.
Ein paar Jahre später nahm sie mich nach Mannheim ins Nationaltheater mit:
Richard Wagner, der fliegende Holländer. Ich war beeindruckt.
Wieder ein paar Jahre später begann ich das Schicksal dieses armen Mannes zu
verstehen, daß es mich selbst treffen sollte, und dazu noch trockenen Fußes, fiel
mir im Traum nicht ein, denn solch schauerliche Flüche gehören doch ins Reich
der Fabel, dachte ich.
Meine Frau wurde schwanger und erklärte mir nach ein paar Wochen, daß ihr
das putzen des Katzenklos aus gesundheitlichen Gründen verwehrt sei, der Arzt
habe sie dringend gewarnt. Bislang hatten wir uns diese Arbeit geteilt, jetzt
übernahm ich gerne ihren Anteil, die Hauptarbeit an der Reproduktion blieb ja
doch an ihr hängen, und so eine Schwangerschaft dauert ja nicht ewig.
Doch ich hatte die Rechnung ohne den Fluch gemacht. Unser Sohn kam auf die
Welt, das Katzenklo blieb an mir hängen, denn über ein tatsächliches Ende
einer Schwangerschaft kann ich als Mann aus biologischen Gründen nur
theoretische Vermutungen anstellen, die auf der anderen Seite der Schöpfung
nicht zwingend ernst genommen werden müssen.
So ist also das fliegende holländische Katzenklo auf ewige Zeiten mein
Schicksal, ohne Aussicht auf Erlösung, denn jetzt, zehn Jahre später, spricht
unser Sohn immer öfter davon, welche Art von Katze er als nächstes haben
möchte, wenn unsere einst nicht mehr am Leben sind.

1 Kommentar:

  1. :-)) Bringst mich da auf ein paar verdammt gute Ideen, Onkel Tom!!! :-)

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