Montag, 9. Januar 2012

HEINZELFRAUCHEN



Heinzelmännchen und ähnliche Wichte treten in vielen Kulturkreisen auf, auch bei uns um die Ecke, wie ich herausfand. Meist sind es hilfsbereite Geister, dem Menschen wohlgesonnen, wenn man sie in Ruhe gewähren läßt und hin und wieder wie zufällig kleine Gaben an geeigneter Stelle plaziert.
In unserer Wohnung ist da was schief gegangen: Statt nachts aufzuräumen, die Schuhe zu putzen und leise mein Übepensum an den Instrumenten zu verrichten, tragen sie zur Unordnung bei: Eine schmutzige Tasse, ein Schokoladenpapier, leergefressen und zerknüllt, ein benutzter Zahnstocher, dazu verschwundene Bücher, und alles so angerichtet, daß der Verdacht unweigerlich auf meine Frau fällt. Dabei führt sie einen von tiefen Seufzern begleiteten verzweifelten Kampf gegen das familiäre Chaos. Aber nicht alle Schuldzuweisungen treffen uns Männer zurecht.
In einer stillen Nacht legte ich mich auf die Lauer, als ich leise Schritte hörte. Zuerst dachte ich, es seien die Katzen, aber dann waren menschliche Stimmen zu vernehmen, weibliche menschliche Stimmen. Das bedeutete: Heinzelfrauchen!
Aus der belauschten Unterhaltung erfuhr ich den Namen der Anführerin. Die ist ja weltberühmt, dachte ich, als bei mir der Groschen fiel. Die kenne ich aus dem Staatstheater, das war „Messie Mecker“!

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